-ULRIKE MARIA STUART
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Schauspiel von Elfriede Jelinek
Theater Freiburg 2007

Ein furioses Sprachkunstwerk in dem die Autorin die Figuren Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin mit den historischen Figuren des Schillerschen Dramas, Maria Stuart und Elisabeth von England, überblendet. Von der Macht, die die beiden Frauenfiguren sich mit Gewalt angeeignet haben, bleibt in der Zelle, in der sie sitzen, nichts übrig. Sie ringen darum, wenigstens die Gewalt über ihre Worte zu behalten. Ihre unbändige Wut gilt dem System, in dem die »Beziehungen der Menschen nichts sind als Waren« und das durch eine markt-ideologisch ertränkte Sprache gestützt und verharmlost wird.


Experiment gelungen. Sie reden und reden. Ohne Pause, ohne Punkt und ohne Komma. Selbst im Schweigen wird gesprochen. Eigentlich ist das Stück ein Monolog für fünf Personen, die mit- und später nur noch gegeneinander kämpfen, sich regelrecht mit Worten bekämpfen, bis sie letztendlich der Sprachlosigkeit verfallen.

In ihrem Stück verschneidet Jelinek die Figur von RAF-Terroristin Ulrike Meinhof mit der Maria Stuarts aus Schillers Drama; die der Gudrun Ensslin mit Elisabeth I. von England. Augenscheinlich wird dies im Königinnenduell, als die beiden in Tudor-Kleidern miteinander streiten, während sich die nackte Greisin (Ariane Andereggen) mit Tafeln voller Jelinek-Zitaten zu bedecken versucht. Sie spielt zudem den Hofnarr mit Clownsgesicht - hilflos, moralisierend; die Stimme des Volkes mit Weisheiten aus einer anderen Welt.

Das Bühnenbild müssen sich die Schauspielerinnen selbst zurecht rücken - der Bundestag der 60er Jahre. Ein Ort der Demokratie, des Volkes, "das gar nicht mehr da ist", wie Ensslin (Johanna Eiworth) am Rednerpult in Politikermanier deklariert. Rechts und links davon zwei Kasperletheater, aus denen die ungleichen Prinzessinnen (Bettina Grahs und Maria Kwiatkowsky) im rosa Tutu und mit Krönchen im Haar slapstickartig ihre Kommentare abgeben. Sie verkörpern die Meinhof-Zwillinge, die görenhaft nach Mamis Aufmerksamkeit plärren. Doch die intellektuelle Vordenkerin und anfangs überzeugte Terroristin fängt an zu zweifeln. Ensslin/Elisabeth steht ihr mit beängstigendem Fanatismus gegenüber. Aus dem politischem Kampf gegen den Konsumterror wird ein persönlicher Krieg um die Macht.

Mit: Maria Kwiatkowsky / Ariane Andereggen / Bettina Grahs / Johanna Eiworth / Rebecca Klingenberg

Regie: Michael Simon
Dramaturgie: Inga Schonlau